Berlin-Film-Katalog (in Vorbereitung)

Rarität des Monats November 2016

Die Auswahl an Berlin-Filmen, die in den Kinos wie im Fernsehen läuft, wird immer kleiner. Das Filmbild der Stadt wird dementsprechend von immer weniger Werken geprägt. Und immer mehr Berlin-Filme, darunter auch bedeutende, geraten in Vergessenheit.

Deshalb und um zu zeigen, daß Berlin-Film-Katalog nicht nur auf Geld wartet, gibt es den Jour fixe des selten gezeigten Berlin-Films: Seit Juni 2012 wird jeweils am zweiten Montag im Monat im Brotfabrikkino eine Berlin-Film-Rarität präsentiert.

Vom 11.-16. November 2016 um 18 Uhr lief

 

Kennen Sie Urban?

DDR 1970/1971 – 96 Min. (2840 m) – 35 mm (1:2,35) – Schwarzweiß
Regie: Ingrid Reschke. Szenarium: Ulrich Plenzdorf. Drehbuch: Ulrich Plenzdorf, Ingrid Reschke. Nach Berichten von Gisela Karau. Dramaturgie: Anne Pfeuffer. Kamera: Claus Neumann. Schnitt: Bauten: Heike Bauersfeld. Bauausführung: Peter Zakrzewski. Musik: Rudi Werion. Es spielt das Modern-Soul-Sextett (G. Laartz). Kostüme: Katrin Johnsen. Masken: Bernhard Kalisch. Ton: Werner Krehbiel, Harry Fuchs, Klaus Wolter. Schnitt: Barbara Simon. Regieassistenz: Marie-Luise Ullmann. Kameraassistenz: Dieter Lück, Klaus Mühlstein. Aufnahmeleitung: Rolf Martius, Hartmut Plettau.
Darsteller: Berndt Renne, Jenny Gröllmann, Harald Wandel, Irma Münch. Manfred Karge, Katja Paryla, Jürgen Heinrich, Thomas Neumann, Maria Rouvel, Evamaria Bath, Ralph Borgwardt, Kurt Radeke, Peter Bause, Waltraut Kramm, Agnes Kraus, Carin Abicht.
Produktion: DEFA-Studio für Spielfilme, Gruppe Berlin. Produktionsleitung: Helmut Klein.

Arbeitstitel: Auch aus Sorgenkindern werden Leute.

Erstverleih: Progress.

Uraufführung: 14. Januar 1971, Berlin, Kino International.

 

Ingrid Reschke, deren Geburtstag sich im März 2016 zum achtzigsten Male jährte, war die erste Frau, die bei der DEFA abendfüllende Spielfilme für Erwachsene inszenieren konnte. Dennoch geriet sie, wohl auch bedingt durch ihren frühen Tod im Jahre 1971, in Vergessenheit. Das Drehbuch zu „Kennen Sie Urban?“, ihrem vierten und letzten Film, schrieb sie zusammen mit Ulrich Plenzdorf. Dieser hatte die Story nach Berichten Gisela Karaus aus der Ost-Berliner Jugendszene erarbeitet, wobei es zu umfangreichen Auseinandersetzungen mit der Zensur gekommen war. Dennoch entstand am Ende eine recht „rund“ wirkende Mischung aus Roadmovie und sozialistischer Coming-of-Age-Story über einen jungen Berliner aus „schwierigen“ Verhältnissen, der erst wegen Körperverletzung im Gefängnis saß und anschließend wegen Gelbsucht im Krankenhaus lag. Sein dortiger Zimmergenosse, ein weitgereister, weltgewandter und charakterlich gefestigter Ingenieur namens Urban, beeindruckte ihn sehr. Nun versucht der junge Mann, gemeinsam mit seinem sehr viel unkomplizierter gestrickten Bruder, jenen Urban zu finden und zieht zu diesem Zweck von einer Großbaustelle der DDR zur nächsten – bis ihn eine selbstbewusste junge Berlinerin erobert.

Ingrid Reschke achtete auf eine dem Scopeformat gerechte Bildgestaltung und schuf einen Film, der heitere Elemente enthält, ohne wirklich eine Komödie zu sein. In der DDR der ausklingenden Ulbricht-Ära wurde „Kennen Sie Urban?“ mit viel Lob bedacht. Ihr bereits fest eingeplantes nächstes Projekt mit Ulrich Plenzdorf konnte Ingrid Reschke nicht mehr realisieren: „Die Legende von Paul und Paula“.

Auf DVD oder Blu-ray ist „Kennen Sie Urban?“ noch nicht verfügbar.

 

Unser Flyer zu dieser Rarität. Sie dürfen ihn gern herunterladen, ausdrucken, verteilen oder einrahmen und an die Wand hängen.

Mehr zu dem Film hier.

 

 

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J.G.

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Quellen der filmographischen Angaben: Arbeitstitel: BArch DR 117/6622, DR 117/6623, DR 117/6624, DR 117/9568, DR 117/12038, DR 117/12609. Filmlänge: „Kino DDR/Progress-Presse-Informationen“ Nr. 24/1970 (http://www.filmportal.de/film/kennen-sie-urban_53b9d756b346474d8300e402e27dd5d9, besucht am 23.10.2016, nennt 2608 m). Erstverleih, Ort und Datum der Uraufführung: „Berliner Zeitung“ vom 10.1.1971. Produktion, Stab und Darsteller: Originalvorspann und „Kino DDR/Progress-Presse-Informationen“ Nr. 24/1970.

Bilder: DEFA-Stiftung/Klaus Mühlstein.