Berlin-Film-Katalog (in Vorbereitung)

Rarität des Monats Dezember 2017

Die Auswahl an Berlin-Filmen, die in den Kinos wie im Fernsehen läuft, wird immer kleiner. Das Filmbild der Stadt wird dementsprechend von immer weniger Werken geprägt. Und immer mehr Berlin-Filme, darunter auch bedeutende, geraten in Vergessenheit.

Deshalb und um zu zeigen, daß Berlin-Film-Katalog nicht nur auf Geld wartet, gibt es den Jour fixe des selten gezeigten Berlin-Films: Seit Juni 2012 wird jeweils am zweiten Montag im Monat im Brotfabrikkino eine Berlin-Film-Rarität präsentiert.

Vom 11.-13. Dezember 2017 um 18 Uhr (am 11. in Anwesenheit von Katrin Filenius und Götz Filenius) lief

 

Insel im Strom

D 2007/2008 – 64 Min. – DV (16:9) – Farbe
Idee, Konzept, Regie: Katrin Filenius. Ton: Joey Richter. Kamera: Bernd Schadewald. Schnitt: Götz Filenius. Musikalische Arrangements „Stralsundlied“, „Thüringenlied“: Joey Richter. Titelsong „Insel im Strom“ von Kapelle Fischerstraße.
Wir bedanken uns bei allen Bewohnern der Max-Beer-Straße in Berlin-Mitte, insbesondere bei: Roswitha Bessert, Fritz von Ditt, Christel During, Johanna Feierabend, Anneliese Hempel, Volker Hinz, Elfriede Hübner, Charlotte Keilhaus, Gudrun Krause, Dieter Müller, Walter Preuss, Gerhard Prütz, Klaus Scheffler.
Danke an alle Briefträgerinnen und Zeitungszusteller!
Produktion: Seagull Film Katrin und Götz Filenius.

Drehzeit: 6. Dezember 2007.

 

Mag rundherum die Gentrifizierung wüten und alles teuer, schick und hip werden: Es gibt eine Insel im Strom. Das ist das Seniorenwohnhaus Max-Beer-Straße 48, ein Plattenbau mitten in der Spandauer Vorstadt, unweit des Hackeschen Markts.

Hier postierte sich am Nikolaustag 2007 Katrin Filenius mit ihrem kleinen Filmteam und mehreren Kameras von morgens bis abends im Eingangsraum, zwischen Haustür, Briefkästen und Fahrstuhl. Gekommen war das so: „Johanna Feierabend war als Kiezoriginal und ehemalige Schachgroßmeisterin von Berlin in eine Talkshow des Fernsehens eingeladen und ich sollte einen Einspieler mit ihr drehen. Das wurde jedoch vom schlechten Wetter verhindert und wir mußten in besagtem Hausflur Schutz suchen. Dort gesellte sich ein Hausbewohner nach dem anderen zu uns und somit die ersten Geschichten ... Und alle Frauen im Nylonkittel, und das im Herzen Berlins!“ berichtet Katrin Filenius. „Im Abstand von mehreren Monaten erlebte ich ähnliches, immer wenn ich das Haus in der Max-Beer-Straße betrat. Irgendwann war dann klar, daß wir das festhalten müssen, bevor es verschwindet, und zwar ganz schnell. Wir haben uns mit einem großen Plakat bei den Bewohnern angekündigt und gebeten, uns ihre Geschichten zu erzählen oder auch nicht.“

Einen Tag lang verfolgte die Filmemacherin das Kommen und Gehen, die Begegnungen und die Kommunikation der Bewohner untereinander und natürlich die Gespräche, die sich mit den ungewöhnlichen Gästen im Hausflur ergaben: Lebensgeschichten, Alltagsdramen, Vorführung verschütteter Talente – ein buntes, spontan eingefangenes Bild aus dem Dasein von Menschen, die kaum mehr im Mittelpunkt unserer Gesellschaft stehen und denen gemeinhin entsprechend wenig Aufmerksamkeit entgegengebracht wird. Wie schade das ist, auch dies macht der Film auf unaufdringliche Weise deutlich. Zehn Jahre nach seiner Entstehung läuft er jetzt erstmals im Kino.

Unser Flyer zu dieser Rarität. Sie dürfen ihn gern herunterladen, ausdrucken, verteilen oder einrahmen und an die Wand hängen.

Mehr zu dem Film hier.

 

 

Katrin Filenius zur Entstehung ihres Films

Der Film ist auf wirklich sehr ungewöhnliche Weise entstanden, ungeplant und ein bißchen magisch:

Johanna Feierabend war als Kiezoriginal und ehemalige Schachgroßmeisterin von Berlin in eine Talkshow des Fernsehens eingeladen und ich sollte einen Einspieler mit ihr drehen. Das wurde jedoch vom schlechten Wetter verhindert und wir mußten in besagtem Hausflur Schutz suchen. Dort gesellte sich ein Hausbewohner nach dem anderen zu uns und somit die ersten Geschichten ... Und alle Frauen im Nylon Kittel, und das im Herzen Berlins. Das fand ich schon irgendwie überwältigend.

Im Abstand von mehreren Monaten erlebte ich ähnliches, immer wenn ich das Haus in der Max-Beer-Straße betrat. Irgendwann war dann klar, daß wir das festhalten müssen, bevor es verschwindet, und zwar ganz schnell.

Wir haben uns mit einem großen Plakat bei den Bewohnern angekündigt und gebeten, uns ihre Geschichten zu erzählen oder auch nicht. Es gab kein Drehbuch, wir wußten nicht, wer und was da auf uns zukommt. Am Nikolaustag 2007 haben wir zirka zwölf Stunden mit vier Kameras unseren Film „Insel im Strom“ gedreht, ganz bewußt ausschließlich im Hausflur.

Seitdem erlebte der Film immer wieder Aufführungen in kleinem Rahmen, lief auch mal einige Wochen im Foyer der Volksbühne, aber noch nicht im Fernsehen oder Kino.

.

.

 

 

Quellen der filmographischen Angaben: Originalabspann, Produktionsfirma.

Bilder: Seagull Film.